Dann
hat die Musik einen ganz bestimmten Nerv getroffen
Springe
(sw). Die neue Spielzeit beim Kulturkreis Springe begann im Jagdschloss
mit einem Klavierkonzert der Meisterklasse. Boris Kusnezow, 1985
in Moskau geboren, gab vor drei Jahren sein Debütkonzert in
Springe und ist daher für hiesige Musikfreunde kein Unbekannter.
Preisgekrönt: Boris Kusnezow spielt vor 100 Zuhörern.
Foto:sw
Bereits
mit fünf Jahren erhielt der heute 17-Jährige seinen ersten
Klavierunterricht an der Gnessina-Musikschule. 1993 mit seinen Eltern
nach Deutschland übergesiedelt, nahm er an zahlreichen Wettbewerben
teil und gewann den zweiten Preis des Steinway-Wettbewerbes in Hamburg.
Er erhielt ein Stipendium der Oscar und Vera Ritter Stiftung und
unternahm Konzertreisen nach Norwegen, Polen und Litauen.
1998 zog es ihn nach Langenhagen, wo er seine Klavierausbildung
bei Professor Heidi Köhler fortsetzte. Bereits ein Jahr später
hatte er weitere Erfolge mit dem zweiten Bundespreis im Fach Klavier
Solo und dem ersten Preis im Steinway-Wettbewerb Hamburg. Die rund
100 Gäste im Jagdschloss begrüßte Waldemar Wandel
etwas scherzhaft: Wir finden es ganz phantastisch, dass Sie
uns den Vorzug vor Schröder und Stoiber gegeben haben.
Mit der Sonate G-Dur Nr. 39 Hob. XVI von Josef Haydn (1732-1809)
begann das Klavierkonzert. Gleich beim ersten Stück, in Allegro
con brio, schaffte es der Pianist, sein Publikum zu begeistern.
Es folgte die Sonate in Adagio (etwas langsamer und zum Träumen
einladend) und Prestissimo (sehr schnell und temperamentvoll). Eine
weitere Sonate C-Dur op.1 Nr. 1 des Komponisten Johannes Brahms
(1833-1897) erklang in Allegro, Andante, Scherzo (heiterer bewegter
Satz der Sonate) übergehend in das Finale: Allegro con fuoco.
Boris Kusnezow spielt nicht einfach seine Stücke, er lebt sie
aus. Da passiert es schon mal, dass die Gedanken abschweifen und
der Zuhörer in seiner Phantasie eine Ballerina im Schlosspark
erblickt. Dann hat die Musik beim Zuhörer einen ganz
bestimmten Nerv getroffen, bestätigt Professor Wandel.
Ein Höhepunkt des Klavierkonzertes waren die Bilder einer
Ausstellung des kompositorischen Autodidakten Modest Mussorsky
(1839-1881). Ein Original für Klavier, welches später
von Maurice Ravel (1875-1937) für Orchester umgeschrieben wurde.
Bilder und Skizzen eines Freundes inspirierten Mussorsky zu seiner
Komposition. Der Betrachter befindet sich in der Ausstellung, und
die Musik lässt in der Phantasie die Bilder lebendig werden.
Boris Kusnezow sorgte so nicht nur für einen unvergesslichen
Klavierabend, sondern begleitete seine Zuhörer auf eine durch
Musik geschaffene Bilderausstellung.
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