Starker
Hörgenuss, schwacher Besuch
Nur
60 Gäste lauschen dem Jagdschlosskonzert mit dem Pianisten
Klaus Sticken
Springe
(hzs). "Vielleicht ist es eine schwierige Zeit", stellte
die Kulturkreisvorsitzende Karin Müller-Rothe in ihrer Begrüßung
zum Jagdschlosskonzert fest. Denn nur knapp 60 Zuhörer waren
zu dem Gastspiel des vielfach preisgekrönten Berliner Pianisten
Klaus Sticken in den Kaisersaal gekommen.
Ein Meister seines Faches: Der 41-jährige Klaus Sticken
spielt auf internationalen Bühnen. Foto:
hzs
Während
Müller-Rothe darüber nachdachte, ob der Dezember-Konzerttermin
auch künftig erhalten bleiben sollte, eröffnete der 41-jährige
Sticken mit Johann Sebastian Bachs "Partita D-Dur Nr. 4"
einen Klavierabend, der ganz im Zeichen von Wohlklang und Harmonie
stand. Mit unerhörter - manchmal vielleicht etwas nüchterner
Präzision - zauberte Sticken einen Hauch Dresdner Barock ins
ländliche Ambiente des Jagdschlosses.
Wohlklingend,
wenn auch ungleich emotionsgeladener, kam dann Franz Schuberts "Wanderer-Fantasie
C-Dur". Das Stück wirkte wie ein tonaler Sturm der Gefühle,
in dem sich Sticken erneut vor allem als blendender Techniker erwies.
Keine
Frage, diese Musik gehtüber ihren ästhetischen Reiz weit
hinaus. Sie setzt im Hörer mehr als bloßen Hörgenuss
in Gang, lässt Bilder und Assoziationen aufsteigen. Die Wanderer-Fantasie
war gar zu - politisch definiert und regte an diesem Konzertabend
den einen oder anderen über das schiere Versinken in der Ästhetik
der Töne hoffentlich auch zur Selbstreflexion an.
In
vielen Radiokonzerten hat Sticken schon bewiesen, dass er neben
seinem Standardrepertoire auch Akzente mit weniger bekannter Klaviermusik
setzen kann, etwa mit Werken von Frank Martin und Arthur Honegger.
Davon hätte man auch an diesem Abend gerne etwas gehört.
Mit Schumanns "Davidsbündlertänzen op. 6" blieben
die Programmgestalter jedoch im Rahmen der Publikumserwartung. Schließlich
hatte die Besucher beim vorherigen Konzerttermin des Kulturkreises
mit dem Quartett "New Generation" schon eine ausreichende
Dosis an zeitgenössisch bearbeiteter Barockmusik konsumiert.
Am
Ende erklang anhaltender Applaus, vereinzelte waren Bravo-Rufe und
"Zugabe!" zu hören. Dennoch blieb der schwache Besuch
ein Wermutstropfen.
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