Quartett
verführt in fantastische Klangwelten
Vier
Flötistinnen stimmen im Kaisersaal ungewöhnliche Kompositionen
an / Stürmischer Applaus
Springe
(jr). Kein geruhsam-schönes Kammerkonzert bescherten die vier
Flötistinnen vom Quartet New Generation (QNG) den Besuchern
im vollbesetzten Kaisersaal. Ganz im Gegenteil: Unter dem für
ein Konzert ungewöhnlichem Motto "In Deep Silence"
dürfte der dritte Konzertabend der Saison für viele ein
unvergessliches Erlebnis geworden sein.
Flötenspielerinnen, die neue Wege erkunden: Das Quartet
New Generation im Jagdschloss.
"Wenn
Sie sich zwischendurch die Ohren zuhalten möchten, ist das
okay." Schon bald sollte das Kammerkonzert-erfahrene Publikum
feststellen, dass diese schmunzelnd vorgebrachte Bemerkung von Heide
Schwarz als Warnung zu verstehen und - für einen kurzen Moment
- durchaus berechtigt war.
Die
eigens für das Blockflöten-Quartett geschriebene Komposition
11, betitelt "Movements", des Italieners Andrea Fontemaggi
konfrontierte mit wahrhaft ungewohnten Klängen. Da wurde Luft
in die Instrumente eingesogen, dann wieder mit den Lippen an den
Mundstücken der vier unterschiedlich gestimmten Blockflöten
heftig gezupft, verstörende Rhythmen erklangen, manchmal schrill
und immer alles andere als melodisch.
Dennoch
gelang homogen derübergangslose Wechsel zum Renaissancestück
"O virum omnimoda" von Johannes Ciconia (1515-1565), während
sich die Musikerinnen wieder zum klassischen Ensemble auf der Bühne
formierten. Stürmischer Applaus war die Antwort auf diese klanglich
wie optisch gelungene Performance.
Bereits
die, wie sich später herausstellte vergleichsweise harmlose
QNG-Variante des Eröffnungsstücks aus "Die Kunst
der Fuge" von Johann Sebastian Bach (1685-1750) zeigte sich
kein bisschen barock-verstaubt. Nicht nur der Klang sei von Bedeutung,
erklärte Hannah Pape. Auch die Stille oder die ganz leisen
Töne verdienten viel Aufmerksamkeit.
Das
Publikum mit Hilfe von Tönen, Klängen und Ruhepausen in
Fantasielandschaften zu entführen, sei eines der Ziele des
1998 gegründeten Quartetts. Was nicht nur mit der Komposition
"Idyll" des Japaners Ryohei Hirose vortrefflich gelang.
Auch die einzelnen Sätze des Titelstückes "In Deep
Silence" des Amerikaners Wim Henderickx luden ein zu meditativen
Versuchen.
Mit
Leichtigkeit machte wohl jeder Zuhörer nach diesen Übungen
unterschiedlichste Vogelstimmen im letzten Stück des Programms
aus. Zugleich führte Antonio Vivaldis (1678 - 1741) Concerto
in do maggiore zurück auf vertrautes Terrain.
Bleibt
noch zu erwähnen, dass auch das Auge nicht zu kurz kam. Während
einer kleinen Instrumentenkunde nach der Pause bestätigten
Susanne Fröhlich, Andrea Guttmann, Hannah Pape und Heide Schwarz,
dass auch die zwei Meter hohe Flöte eine Blockflöte ist.
Ebenso wie die verwendeten eckigen Holzblasinstrumente.
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