JAGDSCHLOSSKONZERT








Sonntag,
19. 11. 2006,
19.30 Uhr



ALEXANDER LUTZ
„…ewig dein Mozart“



Unser Beitrag zum Mozart-Jahr
im Jagdschloß

Alexander Lutz, Schauspieler und Pianist, hat sich schon lange mit Mozart beschäftigt. Dessen reger Briefwechsel vor allem mit seinem Vater Leopold und seiner Frau Constanze geben einen tiefen Einblick in das Wesen des Menschen Mozart. Sie zeigen seine kindliche Begeisterungsfähigkeit und seinen skurrilen Humor, seine Hochachtung und zugleich seinen Rechenschaftszwang vor dem Übervater, aber auch seine Einsamkeit und seine Sehnsucht nach Liebe.

Mit der Regisseurin Vera Sturm hat Alexander Lutz einen Abend entwickelt, der sich als Reise in die Seelenwelt eines Genies versteht. Die Briefzitate werden durch Musikstücke Mozarts erweitert, die zum großen Teil selten zu hören sind.

Biographie:

Alexander Lutz, 1964 in Wien geboren, hat sich nicht nur als Schauspieler einen Namen gemacht, sondern auch als Musiker. Er komponierte für "Die Ohrfeige" die Melodie, um die sich alles dreht. Mit dem Autor und Regisseur Johannes Fabrick verbinden Alexander Lutz mehrere gemeinsame Arbeiten: die Komödie "Bernhardiner und Katz" (1996) mit Julia Stemberger als Partnerin, "Die Bräute" (1997) und "Lieselotte" (1998). Ebenso als Partner von Julia Stemberger stand er für die Serie "11er Haus" (2004, Regie: Harald Sicheritz) vor der Kamera. Bereits während seiner Schulzeit absolvierte Alexander Lutz eine Ausbildung an der Hochschule Wien für klassisches Klavier und am Wiener Konservatorium im Fach Jazzkomposition; nach dem Abitur studierte er am Salzburger Mozarteum Schauspiel und Regie. Engagements an den Städtischen Bühnen Münster und am Theater am Turm in Frankfurt folgten. 1992 wirkte Alexander Lutz an der englischsprachigen Erstaufführung von Jura Soyfers "Broadway Melodie 1492" am Ohio Theatre in New York mit, ein Jahr später wurde er am Theater in der Josefstadt engagiert (bis 1998). 1999 entwickelte Lutz den Soloabend "ewig dein Mozart", mit dem er auf zahlreichen Festivals gastierte. Daneben war er häufig auf dem Bildschirm zu sehen: in der Serie "Die Biester" (1999 - 2001, Regie: Jürgen Bretzinger u.a.) und in Fernsehfilmen wie "Die Stimmen" (2002, Regie: Rainer Matsutani) und "Der Todestunnel" (2004, Regie: Dominique Othenin-Girard). Zuletzt drehte er "Liebe hat Flügel" (2005, Regie: Marco Serafini), "Im Himmel schreibt man Liebe anders" (2005, Regie: Helmut Fönbacher) und "Black Arrow" (2005/2006, Regie: Fabrizio Costa).

Zurück zur Übersicht >>>

 

„Nach Gott kommt gleich der Papa“:
Zerrissen zwischen Wut und Gehorsam

Mozart-Jahr: Alexander Lutz erinnert mit Liedern und Zitaten an das Musikgenie

Springe (sga). Einen doppelt gelungenen Beitrag zum Mozartjahr lieferte der Kulturkreis seinen Hörern. Der Wiener Schauspieler und Pianist Alexander Lutz ließ den regen Briefwechsel zwischen Wolfgang Amadeus und seinem Vater Leopold sowie Ehefrau Constanze lebendig werden: Er spielte ausgewählte Mozartstücke und bahnte durch die szenische Ausdeutung der Charaktere einen ebenso packenden wie eigenwilligen Zugang ins Werk und Seelenleben des Genies.

Auch beim dritten Konzert dieser Spielzeit war der Kaisersaal des Jagdschlosses nahezu vollständig besetzt. Bereits während seiner Schulzeit absolvierte Lutz eine klassische Klavierausbildung an der Hochschule Wien sowie für Jazzkomposition am Wiener Konservatorium. Nach seiner Matura studierte er am Salzburger "Mozarteum" Schauspiel und Regie. 1999 entstand sein Soloprogramm "...ewig dein Mozart".

Darin präsentiert er ein Zeugnis der teilweise drastischen und frivolen Sprache Mozarts, seiner Wortspiele voller Esprit und Witz sowie einen Einblick in das schwierige Verhältnis zu seinem Vater. Dieser wachte streng über seinen Sohn. Penible Terminüberwachung auf dessen Konzertreisen und ständiger Antrieb sollten ihm die Ehre zuteil werden lassen, die er selbst als Violinist der Hofkapelle nur selten erhielt.

"Setz Dich berühmten Leuten an die Seite", riet er dem Spross und versuchte mit all der ihm brieflich zur Verfügung stehenden Macht, Mozarts aufkeimendes Verhältnis zu der 16-jährigen Sängerin Aloysia Weber zu unterdrücken. Er jagte ihn nach Paris: "An Eurem Leben hängt das meinige!", bekam das junge Talent eingebläut. Mozart antwortet stets als "bis in den Tod gehorsamster Sohn". Seine Briefe schwankten zwischen kindlicher Ehrerbietung ("Nach Gott kommt gleich der Papa") und seiner mühsam zurückgehaltenen Wut.

Er beschwerte sich zynisch, er müsse "der gesamten deutschen Nation Ehre machen". Statt Verständnis erntet er Vorwürfe und Anschuldigungen seines Vaters: "Nachdem Deine Mutter in Paris hat sterben müssen, Du demnächst auch den Tod Deines Vaters befördern wirst".

Scheinbar mühelos schlüpfte Lutz in die unterschiedlichen Rollen und schaffte es bei den dargebotenen pianistischen Intermezzi, durch abrupte Abbrüche die seelische Unruhe Mozarts darzustellen. Musikalisch erlebte man Lutz als unaffektierten Interpreten, dem es wichtig ist, mit der durchsichtigen Gestaltung einzelner Phrasen anstelle von vordergründiger Virtuosität zu überzeugen.

Durch die gelungene Verbindung der Briefzitate mit dem für die damalige Zeit schier weltfremden, durch viele Dissonanzen bedrohlich wirkenden Adagio h-moll (KV 540) verdeutlichte der Künstler die innere Zerissenheit Mozarts: Im Gegensatz zu seinen zunehmend ernster und reifer werdenden Werken nahm er verbal eine immer infantilere Ausdrucksweise an.

Mozarts Heirat mit Constanze, der jüngeren Schwester seiner Jugendliebe Aloysia, seine letzten durch Existenzsorgen und Schulden geprägten Jahre - viele interessante Details illustrierte der Akteur musikalisch wie szenisch überzeugend.

Neue Deister Zeitung, 21.11.2006:

 

Der österreichische Schauspieler und Pianist Alexander Lutz vermittelt im Jagdschloss Springe vielschichtige Einblicke in das bewegte Leben des genialen Komponisten Wolfgang Amadeus Mozart.

Foto: Deppe

Zehn Finger voraus
Alexander Lutz liest und spielt Mozart
VON GERT DEPPE

SPRINGE. Es muss nicht immer Brandauer sein. Gewiss hat der österreichische Schauspieler mit seinen Lesungen der Briefwechsel Wolfgang Amadeus Mozarts großen Erfolg. Doch es führen auch andere Wege in die Welt eines der wenigen tatsächlichen Musikgenies. Alexander Lutz stellt ihn vor: Auch er ist Österreicher und wie Klaus Maria Brandauer Schauspieler. Seinem berühmten Kollegen ist er mindestens zehn Finger voraus. Denn Lutz spielt nicht nur Theater. Er ist überdies ein mehr als passabler Pianist.

Auf Einladung des Kulturkreises Springe gastierte der Wiener am Sonntagabend im Jagdschloss und präsentierte im gut besuchten Kaisersaal sein Programm „... ewig dein Mozart" - quasi multimedial. Denn Lutz inszenierte seine Lesungen dezent, gestikulierte hier wild und aufgebracht und warf dort haufenweise Briefpapier durch die Gegend. Immer wieder unterbrach er sich mit eingeworfenen Musikzitaten, Takte manchmal nur, oft auch längere und lange Passagen.

Auf diese Weise erfuhr das begeisterte Publikum eben nicht nur von den schwankenden Gemütsverfassungen des Salzburger Wunderkindes. Es konnte zudem eine Verbindung herstellen zwischen Werk und Schöpfer, zwischen Lebenssituation und musikalischem Niederschlag derselben.
Das war - wie im Falle des immer wieder angekündigten und schließlich für mehr als ein halbes Jahr verschobenen Besuchs Mozarts bei seinem Vater - höchst amüsant. Auch die pro forma angeforderte Einwilligung des Vaters in die im Herzen längst vollzogene Hochzeit mit Constanze Weber gibt Einblick in das spitzbübische Geschick Mozarts, alles letztlich zu seinen Gunsten zu wenden.
Doch auch tragische Einblicke gab es an diesem bemerkenswerten Abend im Springer Jagdschloss. Etwa - durch die Lesung zahlreicher Bettelbriefe - in die oft hoffnungslose wirtschaftliche Situation Mozarts und in die seelischen Schmerzen beim Tod seiner Eltern. Es war ein klug und kunstvoll konzipiertes sowie souverän vorgetragenes Programm.

Hannoversche Allgemeine Zeitung, Deister-Anzeiger, 21.11.2006:

 

Gestaltung: Andreas Erbslöh