Direkt
ins Herz der Zuhörer
Felix
Raffel eröffnet neue Konzertsaison im Jagdschloss / Gefühlsstark
Springe
(gcs). Ob Felix Raffel eine Karriere als Pianist anstreben oder
sein Glück als Komponist für Filmmusik machen wird, weiß
er noch nicht. Sicher scheint dagegen, dass der 22-jährige
Musikstudent, der im Jagdschloss die neue Konzertsaison des Kulturkreis
Springe eröffnete, die Welt der Bilder und die der Noten bereits
heute mit Leichtigkeit miteinander verschmelzen lässt.
"Bleiben
wir doch beim Jazz", schmunzelte Felix Raffel vor seiner dritten
Zugabe, lehnte sich entspannt zurück und erholte sich bei "All
the things you are" von den anspruchsvolleren Brahms-Fantasien.
Die Leere auf den Zuschauerplätzen trügt: Das Foto entstand
nach dem Auftritt. Foto: Saloga
Klassisch,
mit der relativ unbekannten Sonate C-Dur op. 36, Nr. 3 von Muzio
Clementi (1752-1832), eröffnete Raffel sein Debütkonzert
in der Deisterstadt. Gut gelaunt, spritzig und sichtlich die Anweisung
des Komponisten "con spirito" über den ersten Satz
hinaus beherzigend, erreichte der gebürtige Neumünsteraner
sein Publikum scheinbar mühelos. "Ich versuche der Situation,
in der ich geradestecke, beim Spielen einen musikalischen Ausdruck
zu geben", bemühte sich Raffel um eine Erklärung
seines barrierefreien Zugang zur Gefühlswelt der Zuhörer.
Diese mögen gespürt haben, dass er "im Moment sehr
glücklich" ist.
Erst
nach drei Zugaben - einem kurzen Stück von Chopin, gefolgt
von einem improvisierten Mix aus Klassik und Jazz und schließlich
mit "All the things you are" einem Klassiker der Jazzmusik
- ließen ihn die Besucher gehen und strebten sichtlich gut
gelaunt dem Ausgang zu. "Der kann doch schmeicheln, oder?",
strahlte Waldemar Wandel, kreativer Kopf des Kulturkreises Springe.
Anders
als die eher beliebige Sonate von Clementi wird Rafells Interpretation
der Sieben Fantasien op. 116 von Johannes Brahms (1833-1897) sicher
im Gedächtnis haften bleiben. Zu erklären, wie es ihm
gelungen sei, die für dieses Spätwerk charakteristische
Ruhe authentisch in Szene zu setzen, sei kaum möglich, erklärte
Raffel. "Er versteht einfach, was Brahms sagen wollte",
vermutet dagegen Wandel. Dass Raffel ebenso die Sprache Robert Schumanns
(1810-1856) versteht, zeigte sich nach der Konzertpause. Verschiedene
Stimmungen, in Bruchteilen von Sekunden wechselnd, mal träumerisch
traurig daher kommen, dann in dunkel vitale Wut umschlagen, um anschließend
im federnden Galopp Leichtigkeit zu demonstrieren - der Fantasie
C-Dur op. 17 mangelt es weder an Leidenschaft noch an Selbstbewusstsein.
Ein
Selbstbewusstsein, das bei allem jugendlichem Charme und trotz so
manch schüchtern fragendem Lächeln in Richtung Heidi Köhler,
Musikprofessorin an der Hochschule für Musik und Theater Hannover,
auch den Nachwuchspianisten auszeichnet. ...und vielleicht handelt
es sich ja bei Felix Raffel auch um den nächsten Hans Zimmer,
dem wohl bekanntesten deutschen Komponisten inHollywood, der Filmen
wie "Gladiator" oder "Der König der Löwen"
zum Erfolg verhalf.
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