Wahre
Liebe kennt keine Zahnschmerzen
Tatortkommissar
Charles Brauer reist mit dicker Backe nach Springe / 200 Gäste
im Jagdschloss
Springe
(gcs). Der Kaisersaal im Springer Jagdschloss war voll besetzt.
Dennoch war die musikalisch-literarische Soiree "Beethoven
und die Frauen" mit Charles Brauer und Annette Volkamer für
den Kulturkreis Springe kein großer finanzieller Erfolg.
"Das
erste Angebot der Künstleragentur kam vor einem Jahr und war
indiskutabel", schildert Vereinsvorsitzender Waldemar Wandel
den Start der Verhandlungen. Die Vertragspartner hätten sich
schließlich in der Mitte geeinigt. Dass der Auftritt des bekannten
Theaterschauspielers und ehemaligen Tatortkommissars dennoch ein
Zuschussgeschäft sei, störe ihn nicht. Man müsse
gelegentlich eben auch mal etwas mehr investieren.
Dank, Jubel und Begeisterung der etwa 200 Besucher gaben ihm Recht.
Fasziniert lauschten die Gäste der kraftvoll direkten Sprache
der Beethov'schen Briefe an bekannte Frauen sowie an eine geheimnisvolle
"unsterbliche" Geliebte. Im Gegensatz zu vielen Beethoven-Experten
glaubt Brauer, dass er die Identität der "Unsterblichen"
mit Hilfe einer Biographie von Meynard Solomon gelüftet hat.
Antonie von Brentano sei die Unbekannte gewesen, eine Schwägerin
der bekannten Schriftstellerin Bettina von Brentano.
Wie auch immer: Beethovens Musik, insbesondere die Klavierstücke,
sind über jeden Zweifel erhaben. Die Pianistin Annette Volkamer
präsentierte in Springe einen meist handfest-stürmischen
Komponisten mit gefühlvoll zarten Anklängen. Den Menschen
hinter der Musik machten die vorgetragenen Texte sichtbar.
Direkte Zusammenhänge zwischen dem gesprochenen Wort und der
jeweils folgenden Melodie herstellen zu wollen, wäre sicher
nicht im Sinne der Vortragenden gewesen. Eine Gefahr, auf die auch
die Springerin Karin Müller-Rothe in ihrem Begleittext zum
Programm hinwies. Doch anders als der Philosoph und Musikwissenschaftler
Theodor Wiesengrund Adorno, der keinen Rückgriff auf Beethovens
Leben zum Verständnis von dessen Musik dulden wollte, war sich
Müller-Rothe mit den Jagdschloss-Gästen einig: die Kombination
von Korrespondenz und Komposition war ein Genuss
Der Genuss wäre dem Springer Publikum um Haares Breite entgangen.
Charles Brauer kam am Sonntag mit Zahnschmerzen in der Deisterstadt
an. Zur Wandels Erleichterung konnten die Organisatoren "nach
längerem Suchen einen Zahnarzt in Völksen finden, der
das Problem beseitigte".
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