Kraftvoll
und charakterstark:
17-Jähriger tanzt auf den Tasten
Kulturkreis
Springe bietet Klavierkonzert der Extraklasse im Jagdschloss
Springe
(gcs). Die Organisatoren der Jagdschlosskonzerte wählten ein
ganz besonderes Schmankerl für ihren Saisonauftakt aus: Der
17-jährige Pianist Igor Levit ist trotz seiner Jugend nicht
weit davon entfernt, ein Meister seines Faches zu sein. Bereits
als kleines Kind habe er den Willen gehabt, Pianist zu werden, erzählte
der gebürtige Russe. Weit schwieriger sei es, die Selbstdisziplin
aufzubringen, es auch zu bleiben.
Levit, der 1995 mit seinen Eltern nach Deutschland übersiedelte,
verfügt ganz offensichtlich über diese Gabe. Davon, dass
sich seine Bemühungen gelohnt haben, zeigten sich die Zuschauer
im nicht ganz voll besetzten Kaisersaal am Ende des Konzertes restlos
überzeugt.
Das ging ja gerade noch einmal gut, schien dagegen der
Gesichtsausdruck des jungen Musikers am Ende des ersten Stückes,
der Sonate A-Dur, op. 2,2 von Ludwig van Beethoven, zu signalisieren.
Sein Publikum sah das deutlich anders. Ausdrucksstark und beinahe
so, als würde er dem Klang jedes einzelnen Tons kritisch nachspüren,
präsentierte Levit als nächstes Robert Schumanns Fantasie
C-Dur op. 17.
Humor
bewies der Stipendiat der Studienstiftung des Deutschen Volkes,
als er auf einen Fehler im Programm hinwies. Es sei unterschlagen
worden, dass der zweite Satz mäßig dramatisch energisch,
gespielt werden solle, korrigierte er schmunzelnd.
Levit
ist auch im Umgang mit seinem Publikum ein Profi, verfügt über
13 Jahre Konzerterfahrung. Seine Auftritte führten ihn quer
durch Europa, unter anderem nach Österreich und Griechenland
und im vergangenen Frühjahr nach Japan.
Auch
nach der Pause enttäuschte Levit sein Publikum nicht. Seine
Interpretation der Originalfassung von Modest Mussorgskys Bilder
einer Ausstellung kam kraftvoll, mit viel Charakter und stellenweise
deutlich eigenwillig daher. Was anfangs beinahe disharmonisch klang,
war vom Komponisten durchaus so gemeint und wurde durch Levit ohne
die Verflachung der Orchersterfassung vorgetragen.
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